Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik ist Facharzt mit langjähriger Erfahrung in Ernährungs- und Telemedizin. Seine Arbeit verbindet klinische Praxis mit der Weiterentwicklung digitaler Versorgungsangebote.

Teil I: Fundamente meiner Laufbahn – Praxis und Wissenschaft

Meine berufliche Entwicklung ist eng mit meiner Tätigkeit als Hausarzt verbunden. Seit 1979 führe ich die Hausarztpraxis „Dr. Jedamzik & Partner“ in Ingolstadt. Schon früh wurde ich mit den Grenzen eines fragmentierten Systems konfrontiert, in dem Patientendaten nicht sektorenübergreifend genutzt werden konnten. Diese Erfahrungen waren der Ausgangspunkt meines Engagements für mehr Interoperabilität und digitale Lösungen.

Als Facharzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsmedizin hat sich mir im Laufe der Jahre immer deutlicher gezeigt: Adipositas ist kein isoliertes Krankheitsbild, sondern ein zentraler Faktor bei fast allen großen chronischen Erkrankungen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, onkologische Krankheitsbilder, neurologische Störungen oder orthopädische Beschwerden – sie alle sind eng mit Übergewicht und Fehlernährung verbunden.

Für mich ist daraus eine ärztlich-ethische Verpflichtung entstanden: Ernährung und Adipositas sind nicht nur ein medizinisches Randthema, sondern gehören in das Zentrum einer verantwortungsvollen Versorgungsstrategie. Nach Jahrzehnten in der täglichen Versorgung habe ich entschieden, diesen Bereich zu einem meiner beruflichen Schwerpunkte und letztlich zu einer meiner Lebensaufgaben zu machen.

Ich bin überzeugt: Die systemische Versorgung von Patientinnen und Patienten, bei denen Übergewicht an der Wurzel der Erkrankung steht, kann langfristig nur durch digitale Ansätze erfolgreich sein. Nur digitale Werkzeuge bieten die Möglichkeit, Verhalten kontinuierlich zu begleiten, personalisierte Rückmeldungen zu geben, Datenströme zu analysieren und Patientinnen und Patienten dauerhaft in Prävention und Therapie einzubinden.

Die berufliche Laufbahn von Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik ist tief in einer zutiefst persönlichen und aus der Praxis geborenen Motivation verwurzelt. Seine Entwicklung vom niedergelassenen Arzt zu einer nationalen Schlüsselfigur in der Medizininformatik ist ein beredtes Beispiel dafür, wie eine Vision, die sich aus realen Bedürfnissen ableitet, eine umfassende Transformation vorantreiben kann. 

Teil II: Digitale Transformation – Führung in Netzwerken und Politik
Dieser 1999 gründete ich das Ärztenetz GOIN e.V. in Ingolstadt und bin seither dessen Vorsitzender. Dieses Projekt hat gezeigt, wie integrierte und digital gestützte Versorgung regional umgesetzt werden kann. Seit 2014 bin ich Vorstandsmitglied, seit 2015 Vorsitzender von MEDI Bayern e.V.

Von 2005 bis 2019 leitete ich das Projektbüro Bayern der gematik und war Geschäftsführer des Baymatik e.V. Dort habe ich die ersten Schritte der Telematikinfrastruktur in Bayern verantwortet. Diese Arbeit hat mir gezeigt, wie digitale Instrumente praktisch implementiert und in Versorgungsalltag überführt werden können.

Heute vertrete ich die Ländergruppe im Interop Council und setze mich für interoperable Kommunikationsstrukturen ein. Zudem bin ich stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitstelematik (DGG).

Teil III: Konkrete Beiträge und Projekte (Auszug)

Meine Überzeugung, dass digitale Lösungen unverzichtbar sind, hat sich in verschiedenen Projekten niedergeschlagen:

• Spastik-App: Früherkennung von Spastik nach Schlaganfall, entwickelt mit dem Ziel, Patientinnen und Patienten rechtzeitig ärztliche Behandlung zu ermöglichen.
• appositas-App: Ausdruck meines besonderen Schwerpunkts. Sie unterstützt bei der Gewichtsreduktion auf Basis des Energiedichte-Prinzips, ist ärztlich begleitet und wurde wissenschaftlich evaluiert (Studie DIAPOSIDEX). Für mich ist sie ein Beispiel dafür, wie digitale Prävention und Therapie wirken können.
• doccura.de & doccuraplus.de: Plattformen für Videosprechstunden, die zeigen, wie digitale Kommunikation Versorgungslücken schließen kann.

Während der Corona-Pandemie habe ich als „Koordinierender Corona-Versorgungsarzt“ der KVB die Versorgung in Ingolstadt organisiert – von Testungen und Impfungen bis zur regionalen Abstimmung mit Behörden

Teil IV: Patientenzentrierte Leitlinien

Ein zentrales Leitmotiv meiner Arbeit lautet:
„Ärztliche Heilkunst und Telemedizin sind kein Widerspruch. Technologien sind Hilfsmittel, niemals Selbstzweck. Der Patient muss im Mittelpunkt stehen.“

Dieses Leitbild prägt auch mein Verständnis von Adipositasmedizin: Prävention und Versorgung können hier nur dann wirksam sein, wenn digitale Strukturen helfen, Patientinnen und Patienten langfristig zu begleiten, kontinuierliche Daten zu nutzen und Therapieansätze in den Alltag zu integrieren.

Ich sehe es als meine Aufgabe, dieses Verständnis in konkrete Lösungen zu übersetzen – für eine Versorgung, die an der Wurzel vieler Krankheiten ansetzt, anstatt nur Symptome zu behandeln. 

Fazit:

Meine berufliche Laufbahn verbindet klinische Erfahrung, wissenschaftliche Arbeit, unternehmerische Initiative und gesundheitspolitisches Engagement. Im Zentrum steht für mich die Überzeugung, dass Adipositas als Grundursache vieler chronischer Erkrankungen nur durch digitale Ansätze wirksam bekämpft werden kann.

Nach Jahrzehnten in der ärztlichen Versorgung sehe ich es als meine Lebensaufgabe, Ernährung, Prävention und Digitalisierung zusammenzuführen, um Patientinnen und Patienten eine nachhaltige Verbesserung ihrer Gesundheit zu ermöglichen. Dabei verfolge ich einen Ansatz, der sich stark am Coaching-Prinzip orientiert: Es geht nicht nur darum, Übergewicht zu reduzieren, sondern auch darum, Wege zu einem langen, gesunden und aktiven Leben zu eröffnen.

Ein solcher Weg setzt jedoch Entschlossenheit voraus. Deshalb arbeite ich nur mit Menschen zusammen, die den festen Willen haben, gesund zu bleiben oder ihre Gesundheit zurückzugewinnen – in dem Bewusstsein, dass Lebensstil und Prävention die entscheidenden Grundlagen für Langlebigkeit und Lebensqualität darstellen.

Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik